Der Fingerklemmschutz für die Sektionaltore vom Typ SPU F42 war nicht die grösste Herausforderung, mit der es die Bauherren bei der ersten doppelstöckigen Gewerbe- und Logistikimmobilie für Four Parx in Hamburg zu tun hatten. Nicht weniger als sieben Bombenfunde warfen den Terminplan immer wieder über den Haufen.
Mit sprichwörtlicher Schallgeschwindigkeit lief hier also nichts. Trotzdem blieb es beim Namen des Leuchtturm-Projekts «Mach 2», für das Hörmann sämtliche Tore (davon allein 100 Sektionaltore des Typs SPU F42 , Türen und die Verladetechik lieferte. Die SPU F42 bestehen aus doppelwandigen, 42 mm starken Stahl-Lamellen, die mit PU-Schaum ausgeschäumt sind und gute Wärmedämmung bieten. Sozusagen serienmässig ist die kratzfeste und damit besonders unempfindliche Duratec-Verglasung, die laut Herstellerangaben nur bei Hörmann erhältlich ist und für eine gute Sicht nach aussen sowie einen weitgehend natürlichen Lichteinfall sorgt.
Pionierarbeit ist oft mit besonderen Herausforderungen verbunden. So erging es auch dem Bauherrn Four Parx. «Neben einem aufwendigen Genehmigungsverfahren bestanden Herausforderungen in der Statik und beim Brandschutz. Es musste eine Sondergründung aufgrund der Bodenbeschaffenheit im Hafengebiet gemacht werden», erzählt Sebastian Krämer, Managing Director von Four Parx. Womit dann schliesslich doch keiner gerechnet hatte, das waren die sieben Bombenfunde, die aus dem Zweiten Weltkrieg stammten.
S.Krämer
Hörmann-Projektleiter Michael Dahlmann erinnert sich lebhaft an die turbulente Phase: «Es war logistisch herausfordernd, Termine immer wieder zu verschieben, neu zu planen – und dann wurde die nächste Bombe gefunden.» Dabei war doch eigentlich das Thema «Nachhaltigkeit in den Vordergrund gestellt worden.
Am Schluss habe sich dann aber der ganze Nachwand doch gelohnt: Bei der Bauabnahme des «Mach 2» im Oktober 2022 waren alle Flächen längst vermarktet. Neben Airbus Satair zählen Bechtle, Picnic und Jysk zu den Mietern des einzigartigen Gebäudes, das aufgrund seiner doppelstöckigen Bauweise die Bodenversiegelung minimiert. Auch sonst legte Four Parx bei der Entwicklung des Objekts grossen Wert auf die Nachhaltigkeit und liess das Mach 2 gemäss BREEAM zertifizieren.
BREEAM steht für «Building Research Establishment Environmental Assessment Method» und ist das älteste und am weitesten verbreitete Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen.
Weithin sichtbar sind die an der Aussenfassade montierten Torabdichtungen vom Typ DDF mit besonders reissfesten Planen auf schaumstoffgefüllten Seitenkissen. Die Seitenkissen werden beim ungenauen Andocken eines Fahrzeugs eingedrückt oder weichen seitlich beschädigungsfrei aus.
Die 50 Tore in der unteren Etage wurden mit der hydraulischen Vorschub-Ladebrücke HTL 2 kombiniert. Deren Konstruktion mit ineinandergreifenden Unterzügen von Plattform und Vorschub sichert in Kombination mit seitlichen Gleitprofilen die gleichmässige und zuverlässige Führung.
Die 50 Tore der oberen Etage sind mit Laderampen und hydraulischen Ladebrücken vom Typ HRT bestückt. Zusammen mit den Seitenteilen bilden sie die Unterkonstruktion der Vorsatzschleusen vom Typ LHP 2, die standardmässig für Dachlasten bis zu 3 kN/m² geeignet sind. Vorsatzschleusen stehen energieeffizient und platzsparend vor der Halle. Dadurch ist die Lagerfläche bis an die Aussenwände voll nutzbar. Das Sektionaltor wird nicht auf die Ladebrücke, sondern hinter der Ladebrücke bis auf den Hallenboden geführt. So ist die Toröffnung ausserhalb der Verladezeit bestens isoliert.
Die Seitenwände und Dächer der Vorsatzschleusen bestehen aus doppelwandigen, 60 mm dicken Stahlpaneelen. Diese Materialstärke bietet einen langlebigen Schutz vor Witterungseinflüssen und minimiert zugleich die Geräuschübertragung beim Ladevorgang. Für eine ansprechende Ansicht sind die Seitenwände verdeckt ohne sichtbare Schrauben montiert.
Für Hörmann Projektleiter Michael Dahlmann barg die obere Ebene in ihrer enormen Dimension eine besondere Herausforderung: «Die Fahrbahnebene ist baulich nicht mit den beiden links und rechts davon liegenden Logistikgebäuden verbunden. Das muss so sein, weil andernfalls schon kleine Gebäudesetzungen die Bauwerke beschädigen könnten. Aber: Unsere Vorsatzschleusen verbinden mit ihren Podesten Fahrebene und Logistikgebäude miteinander. Spannungen zwischen den Gebäudeteilen könnten also die Schleusenkonstruktion beschädigen.» Doch Hörmann hat das Problem gekonnt gelöst: «Mit Gleitprofilen an den Stützfüssen der Vorsatzschleusen-Podeste, die eine Verschiebung der Konstruktion um 3 cm in alle Richtungen erlauben.»
Seitlich installierte LED-Signalleuchten erhöhen die Sicherheit beim Verladen. Die energiesparenden und langlebigen Leuchten sind auch bei Sonneneinstrahlung gut erkennbar. Grünes Licht signalisiert dem LKW-Fahrer, dass die entsprechende Toröffnung angefahren werden kann.
Die Ladebrücken HRT und HTL 2 von Hörmann können die Höhendifferenz zwischen Laderampe und den unterschiedlichsten LKW-Ladeflächen ausgleichen. Zusätzlich verfügen sie über eine Vorschublippe, die über separate Bedientasten ein- und ausgefahren und so exakt und kontrolliert auf der Ladefläche platziert werden kann. Markierungen im Vorschub zeigen die minimale und maximale Auflagetiefe der Brücken an. Das stufenlose und zentimetergenaue Ausfahren des Vorschubs ermöglicht es, auch voll beladene LKW einfach und sicher zu entladen. So können Paletten verladen werden, die am Ende der Fahrzeug-Ladefläche stehen und dadurch nur eine geringe Vorschubauflage ermöglichen.
Die im Mach 2 verbauten Industrie-Sektionaltore lassen sich durch die praktische Bodenverriegelung mit dem Fuss entriegeln. Die selbsttätige Verriegelung rastet beim Schliessen des Tores hörbar ein. Auf einen elektrischen Antrieb wurde im Interesse einer möglichst einfachen und wartungsarmen Bauweise bewusst verzichtet.
Fotos: Hörmann
Lediglich 14 ebenerdige Tore gleicher Bauart verfügen über einen elektrischen Antrieb vom Typ WA 400 mit optischen Sensoren für die Schliesskantensicherung. Die sorgt dafür, dass der Torantrieb bei einer drohenden Berührung der Torkante mit einem Hindernis oder einer Person sofort stehen bleibt. Mit 4 m Höhe können die ebenerdigen Tore nicht nur von Transportern, sondern auch von Sattelschleppern genutzt werden.
20 Feuerschutz-Schiebetore vom Typ FST 90-1 befinden sich an den Durchgängen zwischen den einzelnen Hallenbereichen und verhindern im Brandfall ein Ausbreiten des Feuers. Sie sind mit Rauchmeldern ausgestattet, schliessen bei Brandgefahr automatisch und halten Feuer mindestens 90 Minuten stand.
Auch in den Innenbereichen – in Büros, Sozialtrakten und den insgesamt acht Treppenhäusern – setzte Four Parx auf Hörmann: Fast 300 Stahltüren und über 30 Stahl-Rohrrahmenobjekttüren sorgen im Gebäudeinneren für zuverlässigen Feuer- und Rauchschutz.
«Nach dem Beseitigen der Hindernisse im Erdreich lief alles glatt», resümiert Krämer.
Four Parx GmbH Four Parx mit Sitz in Dreieich hat sich auf die Projektentwicklung von Gewerbe- und Logistikflächen spezialisiert. Four Parx fokussiert neue Mobilitätslösungen, alternative Energieversorgung, Digitalisierung, kompakte Flächenplanung und hohe Flexibilität. In der Gruppe haben sich vier Immobilienfachleute zusammengeschlossen: Projektentwicklungsexperte Francisco J. Bähr, die auf Gewerbeimmobilien spezialisierten Architekten Oliver Schmitt und Jochen Gerber sowie der Immobilien-Manager Marcus Jungheim. Mit einem Team von über 30 Mitarbeitenden entwickelt Four Parx derzeit über 1 Mio. Quadratmeter an Grundstücksflächen für Gewerbe- und Logistikimmobilien in Deutschland. |
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- Geschrieben von: Klaus Koch