Abb.: OLF

«Es gab da ein paar Rechtsanwälte, die sehr genau geschaut haben, dass die Sache wettbewerbskonform ist», sagt Dachser-Vorstand Stefan Hohm. Man habe «sehr schmerzhafte Erfahrungen gemacht», ergänzt Fraunhofer IML-Chef Michael ten Hompel. Doch jetzt komme die Open Logistics Foundation voran. 

Tatsächlich gab es einige juristische Hürden zu nehmen, bevor klar war, dass die Stiftungsgründer Dachser, Rhenus und Fraunhofer IML rechtlich abgesichert ihre Open Logistics Foundation betreiben können, ohne wettbewerbsrechtlliche Regeln auszuhebeln. Zu gross war zunächst das Misstrauen juristischer Instanzen, dass die Übereinkunft, gemeinsame Software-Elemente zu nutzen, um sich gegenseitig austauschen zu können, die Kartellwächter auf den Plan rufen müsse. Die Stiftung wurde nach in Deutschland geltendem Recht gegründet, wo für manchen über Jahre hinweg schon der Begriff «Stiftung» ein Reizwort war, weil die Pflicht zur Offenlegung, wie beispielsweise bei Aktiengesellschaften entfällt, und deshalb in der Vergangenheit auch oft Ziel von kritischen Äusserungen hinsichtlich der steuerlichen Begünstigung war.

Bei einer Pressekonferenz am Rande des Logistikkongresses in Berlin lässt ten Hompel denn auch nochmals einen Stossseufzer vom Stapel. «Bei uns ist wirklich alles frei zugänglich», sagt er unter Hinweis auf die Open Source-Programme, die inzwischen auf der Online-Seite der «Foundation» für alle an Logistikabläufen Teilnehmenden zum «download» verfügbar sind, und vorrangig dem Zweck dienen, Daten über Warenströme, ihren Aufenthaltsort und Zustand bereitzustellen und den Gütertransport zu erleichtern. Inzwischen, sagt Hohm, gelinge es hier sogar, Blockchain-Anwendungen einzubeziehen, die grundlegend auf die Verifizierung der jeweils Teilnehmenden angewiesen sind.

Foto: BVL

Boris Jeggle, bei Rhenus CEO einer «Special Delivery»-Sektion, weist nochmals darauf hin, dass die Logistik auf gemeinsame Standards angewiesen sei, um die Unternehmen innerhalb der Lieferketten sinnvoll miteinander kommunizieren zu lassen. «Wir brauchen das in der Supply Chain, um überleben zu können», so Jeggle. Auch GS1 ist mit von der Partie.

Als eines der ersten Projekte wurde ein gemeinsam verwendbarer digitaler Frachtbrief (eCMR) entwickelt, der – rechtlich abgesichert – jetzt auch bereits einige Tausend Simulationen durchlaufen habe, so ten Hompel. «Wenn Mitbewerber wie Rhenus und Dachser über die gleiche Open Source-Plattform mittels eCMR interagieren, dann wird dieser Standard definitiv branchenweite Akzeptanz finden». Beide Logistikdienstleister haben die neue eCMR-Plattform auf einer realen Transportroute ab Berlin getestet und die Dokumente automatisiert verarbeitet.

Der Community-Gedanke der offenen und fairen Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen, die im freien Markt auch Mitbewerber sein können, ist die Basis. Die Dortmunder Stiftung baut seit 2021 die europäische Open-Source-Community auf – mit dem Ziel, die Digitalisierung in Logistik und Supply Chain Management auf der Basis von Open-Source voranzutreiben und logistische Prozesse durch De-facto-Standards und praktikable Open Source-Software für alle zu vereinheitlichen. Zum Geschäftsführer wurde Andreas Nettsträter vom Fraunhofer IML bestimmt. Als es Hindernisse gab, sei eigentlich klar gewesen, «dass die nicht technischer Art waren». Dabei sei das ursprüngliche Problem ganz einfach: Zwei Lkws auf einem Betriebshof, die an einer Rampe Ware abladen, austauschen oder abliefern sollen, und über den Inhalt ihrer Fracht – obgelich Konkurrenten - Informationen über Gewicht, Ziel und weitere Stationen austauschen sollen.

Working Group

Beteiligte einer «Working Group», die den eCMR weiterentwickeln wollen, sind bislang Aventeon, Cargo Ledger, Dachser, DB Schenker, DSLV, duisport, Fraunhofer IML, GS1 Germany, markant, Pionira NV, Rhenus, Trade Link, Trans follow, Veroo.

klk./mas

https://openlogisticsfoundation.org/