Für Intralogistik-Anbieter und Systemintegrator Stöcklin rangieren Unversehrtheit, Sorgfalt und Schnelligkeit bei der Kommissionierung von Obst und Gemüse nicht unter «Kraut und Rüben», sondern zählen zur anspruchvollen Kategorie. Automatisierte Module wie die CasePicker-Kombination bieten eine Alternative zur händischen Kommissionierung.

Als «sehr herausfordernd für das Personal sowie für die Depalettierung und anschliessende Palettierung auf Filial-Mix-Ladungsträger», beschreibt Stöcklin-Entwicklungs-Chef Lothar Käufler die Situation, die durch die Notwendigkeit entsteht, mit den verschiedensten Gebindearten klarkommen zu müssen.

In Verteilzentren liegt die Hauptlast der manuellen Kommissionierung zwischen 20 Uhr und 5 Uhr morgens und es wird auch an Sonn- und Feiertagen gearbeitet. Bei einer Greifhöhe von bis zu 2 m hebt ein Mitarbeiter pro Schicht bis zu 8000 kg. Dabei kann ein einzelnes Gebinde/Kolli (z. B. mit Melonen) bis zu 25 kg schwer sein. Das Hochheben, Tragen und mühsame Bücken, sowie die vielen Nachtschichten stellen eine hohe gesundheitliche Belastung für die Mitarbeiter dar. Das habe eine hohe Fluktuation, einen Mangel an erfahrenen Mitarbeitern und steigende Lohnkosten zur Folge. Durch die Pandemie habe sich die Situation zusätzlich verschärft.

Beschaffenheit und Qualität der angelieferten Ware sei oft extrem unterschiedlich: von Mehrweggebinden wie nest- und faltbaren Kunststoffboxen bis hin zu Einweggebinden aus Holz und Karton. Kartongebinde sind wahlweise oben offen oder geschlossen, oft mit sehr hohem Füllgrad, bauchigen oder feuchten Kartonböden, zusätzlichen Folien- und Papiereinlagen versehen. Der sehr unterschiedliche Mix der Gebindearten war bisher ein grosses Hindernis für automatisierte Herangehensweisen.

Deshalb depalettieren konventionelle automatisierte Kommissioniersysteme im ersten Schritt die komplette Palette und vereinzeln diese auf Trays. Die vereinzelten Artikel werden dann in einem Pufferlager eingelagert. Auf Anforderung werden sie sequenziert wieder ausgeschleust und auf die Filial-Palette dirigiert. Mehrfaches Greifen der Gebinde, ein Gerätewechsel und die Zwischenschaltung zum Beispiel eines Shuttlelagers machen die Sache aufwändig.

Abb.: Stöcklin Logistik

Die neu entwickelte CasePicker Solution von Stöcklin biete hier einen ganzheitlichen Lösungsansatz für Verteillager von 100 bis 300 Filialen, mit Frischebereichen von 4 °C bis 14 °C und bis zu 135.000 Gebinden/Tag für Obst und Gemüse. Unterschiedliche Mehrweg- und Einweggebinde, mit den Grundformaten 400 x 600 mm bzw. 400 x 300 mm, werden im beliebigen Mix direkt von der Artikel-Palette automatisch depalettiert, vorgestapelt, sequenziert und auftrags- und filialgerecht palettiert, so dass eine Zwischenlagerung der Gebinde in Shuttle-Lagern oder Puffern nicht mehr notwendig sei.

Ein neuer, intelligent gesteuerter Depalettierer mit einer neuartigen Spezialgreiferlösung mit Saugleiste, Greifer und Unterfahrplatte sorgt für eine schonende und sichere Entnahme der Gebinde. Besonders wichtig bei empfindlichem Obst oder Gemüse, das bei zu hartem, schnellen Aufprall qualitätsmindernd gedrückt werden könnte: Artikelgebinde werden ladungsschonend getragen, so dass sie nicht hart auf dem Förderband auftreffen. Die innovative Greiferlösungerlaube zudem, dass unterschiedlichste Mehrweg- und Einweggebinde unmittelbar hintereinander gepickt werden können.

Nachdem die über den I-Punkt vereinnamte Artikel-Paletten vom fahrerlosen Transportsystem (FTS) zum vorgegebenen Depalettier-Platz gebracht wurden, nimmt der Stöcklin CasePicker Depalettierer direkt von der Artikel-Palette nur so viele Gebinde herunter, wie für den spezifischen Filialauftrag benötigt werden. Fahrschienen zwischen den Artikel-Paletten-Gassen ermöglichen das Verschieben der Stöcklin CasePicker Depalettierer zu der passenden Artikel-Palette. Die depalettierten Gebinde gelangen dann via Vorstapler und Lift zum CasePicker Sequenzer und Palettierer. Hier werden sie auf Bahnen so verteilt, dass sie am Sequenzer-Ausgang in der richtigen Reihenfolge dem Stöcklin CasePicker Palettierer zugeführt und auf die bereitgestellten Filial-Paletten gestapelt werden. Jede Filialpalette wird intelligent (schwere Artikel wie Melonen unten, leichte Artikel, wie Erdbeeren oben) und gemäss der bedarfsorientierter Sortimentsstruktur in der Filiale gepackt. Am Schluss werden die fertig palettierten und gesicherten Filial-Paletten bereitgestellt. Für die intelligente Steuerung sorgt die Stöcklin CasePicker logOS CPS Software.

Fotos: Stöcklin Logistik

Die durch die Automatisierung erzielte Prozesssicherheit gewährleiste eine hohe Pickqualität, eine reduzierte Fehlerquote von 99+, sowie hochgradige Produktqualität. Zwei Drittel der Arbeitsplätze, heisst es, könnten eingespart werden. Bei den verbleibenden Mitarbeitern eine deutliche Verminderung von Gesundheitsschäden sowie eine Erhöhung der Arbeitsplatzqualität erreicht.

«Die automatische Kommissionierung von Obst-und Gemüse ist jetzt für unterschiedlichste Einweg- und Mehrweggebinde in nur einem Prozessdurchlauf, ohne Gerätewechsel, von den Artikeln auf die bedarfsorientierte Filial-Mix-Palette möglich», sagt Lothar Käufler. «Wir haben schon einige Anfrage von grossen LEH-Retailern in der Schweiz und Deutschland erhalten, die diese in ihren regionalen Verteilerzentren implementieren möchten und sind so aktuell am Ausrollen dieser Lösung». Noch ein Vorteil: Stöcklins CasePicker könne auch unter Bedingungen betrieben werden, unter denen eine manuelle Kommissionierung nicht geeignet sei – beispielsweise in sauerstoff-reduzierten (inertisierten) und Niedrigtemperatur-Bereichen.

www.stoecklin.com