Grafik: Witron
Bei sensibler Ware sind leistungsstarke Omnichannel-Konzepte gefragt. Der spanische Retailmarkt ist von Unternehmen wie Mercadona, Carrefour oder Lidl geprägt. Aber bezüglich Frischware wollen zunehmend auch regionale Anbieter mithalten. Witron hält automatisierte Logistik-Lösungen parat.
Frische Fische und Online-Shop – passt das? Für Víctor Escanciano, Direktor Logistik + IT des spanischen Lebensmitteleinzelhändlers Condis schliesst sich das nicht aus. «Das Unternehmen Condis ist seit 60 Jahren am Markt und Generationen von Familien aus Barcelona kaufen dort ein», erklärt Victor Escanciano, verantwortlich für die Logistik und IT beim Mittelständler Condis, der schwerpunktmässig in der Region Barcelona beheimatet ist, aber auch einige Filialen in Madrid betreibt. «Wir überzeugen unsere Kundinnen und Kunden mit Frische», verspricht Escanciano. Der Name Condis steht nicht für riesige Supermärkte, sondern eher für viele kleinere Filialen in der Nachbarschaft der Kundinnen und Kunden. «Deshalb ist der Kanal Click & Collect für Condis aktuell nicht oberste Priorität», erklärt Alberto García Pardo, der als Key Account-Manager bei Witron seit gut 15 Jahren erfolgreich Kunden auf der iberischen Halbinsel bei der Planung und Realisierung ihrer Projekte betreut.» Zusammen mit Victor Escanciano optimiert der Witron-Ingenieur die Logistikprozesse von Condis.
V. Escanciano
Aber das «klassische» E-Commerce-Geschäft wächst. «Covid19 hat dem Kanal Schwung verliehen», blickt Escanciano zurück. Condis ist schon seit 2000 im Online-Geschäft aktiv. «In den städtischen Regionen gewinnt das Thema an Bedeutung. Wir haben mittlerweile über 500 Bestellungen pro Tag in Barcelona. Und Geld verdienen wir auch.» Für ihn muss der E-Commerce aus einer Hand kommen – von der Logistik bis zum Fahrer. Trotzdem sieht er den E-Commerce immer noch mehr als Service für die Kunden. «Es werden immer auch Menschen in den Shop kommen, um sich von der Qualität der Produkte zu überzeugen oder um sich Anregungen für die Mahlzeit zu holen. Aber wir erleben auch, dass Kundinnen und Kunden schnell abends noch ein Hühnchen oder eine Flasche Wein bestellen. Das sind die Arbeitsrückkehrer, die einen leeren Kühlschrank vorfinden und eine Express-Bestellung brauchen», lacht der Logistikleiter. «Die kommen aber am Wochenende auch wieder in den Supermarkt, um frische Spezialitäten zu kaufen.» An einer Omnichannel-Strategie kommt kein Retailer mehr vorbei. Escanciano muss es wissen, denn Condis führte die Verantwortlichkeiten von Logistik und IT zusammen. «Alles was zum E-Commerce-Thema gehört, ist ein Logistikthema.»
Dem automatisierten Omnichannel-Logistikzentrum Montcada i Reixac in der Nähe von Barcelona kommt eine besondere Rolle zu. Von hier aus werden über 700 Supermärkte in der Region Katalonien versorgt – in Eigenregie als auch im Franchise-Verfahren – mit über 3100 verschiedenen Artikel aus dem Trockensortiment beliefert. «Bei Condis nutzen wir innovative fortschrittliche Logistik- und Kommissionier-Technologie, um höchste Service-Qualität für unsere Filialen und Online-Kunden zu gewährleisten, sowie maximale Kosteneffizienz zu erreichen!
Aufgrund des permanenten Wachstums sowie aufgrund der hohen Wirtschaftlichkeit und Flexibilität der Lösung fiel 2017 die Entscheidung, das 2013 von Witron realisierte vollautomatische OPM-System während des laufenden Betriebes von sechs COM-Maschinen auf acht COM-Maschinen zu erweitern. Vergrössert wurde ebenso das bestehende automatische Kleinteilelager auf 172.000 Tray-Stellplätze mit 17 Regalbediengeräten. Hinzu kamen ein weiterer Depalettierer sowie ein zusätzlicher automatischer Folienwickler. Über 90.000 filialgerecht und fehlerfrei kommissionierte Handelseinheiten pro Spitzentag sind jetzt machbar.
Kleinvolumige Artikel werden im Behälter-Kommissioniersystem DPS nach dem Prinzip «Ware-zur-Person» beziehungsweise «Person-zur-Ware» kommissioniert. Die Artikel befinden sich, abhängig von der Auftragsstruktur, permanent bzw. bedarfsgerecht in der Pickfront, wodurch diese stets optimiert ist. Der Nachschub in die Kommissioniergasse erfolgt ausschliesslich systemgesteuert durch Regalbediengeräte, ebenso die Rückführung von aktuell nicht für die Kommissionierung benötigter Produkte. Die Klassifikation der Artikelstruktur wird durch DPS kontinuierlich überprüft und angepasst. Aufgrund der statischen und dynamischen Bereitstellung der Lagerartikel verkürzen sich die Laufwege der Mitarbeiter um bis zu 75 Prozent. «Die Ergonomie spielt bei allen Prozessen eine zentrale Rolle», erklärt Victor Escanciano.
Das DPS-System bei Condis besteht aus einem AKL mit 5100 Behälterstellplätzen. An den drei Kommissionier-Arbeitsplätzen kommissionieren die Mitarbeitenden, geführt durch ein Pick-by-Light-System, die Artikel direkt vom Lagerbehälter in den Kundenauftragsbehälter. «Für uns ist das DPS das ideale System, um kleinvolumige Artikel auf kleinster Fläche teilautomatisiert mit hohem Durchsatz zu kommissionieren», sagt Logistikleiter Escanciano.
Alberto G. Pardo
Handelseinheiten kommissioniert Condis mit Witrons OPM- / COM-System, das ein vollautomatisches Produkthandling vom Wareneingang bis zum Warenausgang weitestgehend ohne Personaleinsatz ermöglicht. Denn durch die COM-Technologie werden die Auftragspaletten / Auftrags-Rollcontainer sozusagen vollautomatisch produziert. Statt zu greifen, schieben die COMs die Artikel exakt auf die vom System via Schlicht-Algorithmus berechnete Position der Auftrags-Rollcontainer. Der gesamte Vorgang läuft sensorüberwacht, um eine hohe Verfügbarkeit sicherzustellen. Dabei werden die Artikel im gesamten Prozess produktschonend getragen oder geschoben, da herkömmliche Greiftechniken die Bandbreite automatisch kommissionierfähiger Waren enorm einschränke.
Inklusive der manuellen Bereiche hat die Anlage eine Fläche von 31.700 m2. Der automatisierte Logistikbereich beinhaltet rund 4700 m2. Als Generalunternehmer war Witron für die Konzeption und Umsetzung aller Materialfluss-, IT-Systeme (WMS und MFC), Steuerungs-Systeme (PLC) und Mechanik-Komponenten verantwortlich. Sämtliche Fördertechnik-Elemente und Regalbediengeräte wurden von Witron entwickelt und hergestellt. Ein Witron-On-Site-Team mit zwölf Mitarbeitenden gewährleistet direkt vor Ort rund um die Uhr eine permanent hohe Verfügbarkeit der Logistik-Anlage und kümmert sich um alle anfallenden Service- und Wartungsaufgaben.
Und das E-Commerce-Geschäft? «Wir haben zwei neue, kleinere Lager eröffnet und versorgen diese effizient und bedarfsgerecht durch unser automatisiertes Zentrallager. Ein klassisches Fulfillment-Geschäft ist das. Und wir investieren weiter. Die beiden Lager waren keine Übergangslösungen für Covid19.»
www.witron.com
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- Geschrieben von: Klaus Koch