Foto: Swissmem
Der Verband der Metallindustrie Swissmem sieht die dramatische Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro und dem US-Dollar als Gefährdung der Tech-Industrie an. Die exportiere 80 % ihrer Produkte. Die Entwicklung sei Gift für Unternehmen, die angesichts der Industrierezession bereits mit einem starken Rückgang der Auftragseingänge kämpften.
Die Schweizer Tech-Industrie beschäftigt über 330’000 Mitarbeitende und ist für knapp 30 Prozent der Schweizer Exporte verantwortlich. Die global vernetzte, durch KMU dominierte Branche sei starke Konjunkturzyklen gewohnt. So befinde sich die Industrie derzeit in einer Rezession: In den ersten drei Quartalen 2023 kämpfte sie mit einem Einbruch der Auftragseingänge von 10,5 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Dies vor allem, weil viele wichtige Absatzmärkte wie Deutschland und China weiterhin massive Probleme bekunden.
Nun sieht sich die Schweizer Industrie seit einigen Wochen auch noch mit einem dramatisch ansteigenden Wechselkurs des Schweizer Frankens gegenüber den Währungen der wichtigsten Konkurrenten im Euroraum, in den USA und in Japan konfrontiert: Innert etwas mehr als einem Monat habe der Euro über 4 Prozent gegenüber dem Schweizer Franken verloren; etwa gleich stark sei der US-Dollar gar in den letzten 3 Wochen eingebrochen.
Die hiesige Industrie hat gelernt, mit einem starken Franken umzugehen. Die gegenwärtige Situation sei aber extrem anspruchsvoll, denn die Geschwindigkeit der Aufwertung sei dramatisch. Das gefährde die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen akut. Swissmem stehe zur Unabhängigkeit der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die für Preisstabilität sorge. Aber mit einer Inflation von mittlerweile klar unter 2 Prozent erwarte der Verband der Schweizer Tech-Industrie, dass die SNB bei solch schockartigen Aufwertungen im Rahmen ihres Mandats angemessen auf die Lage der Schweizer Industriefirmen reagiere.
Weil der Aufwertungsdrucks auf den Franken voraussichtlich bestehen bleibt, sieht Swissmem den mittelfristig noch wichtigeren Hebel allerdings bei der Politik: Sie müsse rasch und konsequent mit konkreten Massnahmen die Rahmenbedingungen verbessern. So sei die von Swissmem lange geforderte unilaterale Abschaffung von Industriezöllen auf Januar 2024 ein richtiger Schritt, der aber bei weitem nicht reicht.
Das Verhältnis mit Europa sei durch die Bilateralen 3 zu stabilisieren – ohne schädliche neue flankierende Massnahmen. Preistreibende Regulierungen seien durch das Parlament zu verhindern.
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- Geschrieben von: Klaus Koch