Foto: Polizei HH
Ob jemand Gefahrgut geladen hat, wurde bislang auch im Hamburger Hafen weitgehend manuell und stichprobenmässig nachgeprüft. Jetzt hat die Wasserschutzpolizei ein digitales Modell eingeführt, mit dem sich undeklariertes Gefahrgut mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) systematisch aufspüren lässt.
Die neue digitale Anwendung erstellt mittels Algorithmen Empfehlungen für zu kontrollierende Container im Im- und Export. Anhand der durch die KI erstellten Vorschlagslisten überprüfen die Wasserschutzpolizistinnen und Wasserschutzpolizisten die identifizierten Ladungseinheiten.
«Die Überprüfung war angesichts der hohen Containerzahlen bislang lediglich punktuell möglich», sagt Lutz Dreyer, Referatsleiter bei der Wasserschutzpolizei WSP 52, Zentralstelle Gefahrgutüberwachung. Eine Fachanalyse im Jahr 2021 zeigte, dass sich unter Einbeziehung intelligenter Verfahren, insbesondere aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), die Suche nach undeklarierten Gefahrgütern erheblich verbessern und effizienter gestalten lassen würde.
«In das KI-Projekt starteten wir Anfang 2023 mit finanzieller Unterstützung durch den InnoTecHH-Fonds der Hamburger Senatskanzlei und der technischen Unterstützung von Dakosy», sagt Dreyer. Um undeklariertes Gefahrgut systematisch zu identifizieren, benötigte die Behörde zunächst einen digitalen Zugriff auf alle export- und importseitigen Sendungsinformationen zu den Containern, die über den Hamburger Hafen umgeschlagen werden. Die sind im Port Community System (PCS) vorhanden, das von den Software-Anbietern betrieben wird.
Bis Ende 2023 wurden die Importdaten, bis Ende April 2024 die Exportdaten aus dem PCS in das digitale Gefahrgutinformationssystem (GEGIS) der Wasserschutzpolizei integriert und mit einer KI trainiert. «Dabei wurden die Sendungen mit einem Wahrscheinlichkeitsfaktor für undeklariertes Gefahrgut markiert und von uns überprüft», erklärt Dreyer. Thilo Buchheister, der das Projekt leitet: «Wir setzen ein Deep-Learning-Modell für die automatisierten, regelmässigen Trainingsverfahren ein und können damit auch neue Aspekte, beispielsweise hinzukommende Warenbeschreibungen, in die Analyse miteinbeziehen.»
Die Grundlage für das KI-Projekt wurde durch die Neufassung des Hamburgischen Hafensicherheitsgesetz gelegt. Es gab da nämlich ein kleines Problem: Erst die neue Version erlaubt es der Wasserschutzbehörde, Ladungsdaten zu verarbeiten, um festzustellen, ob nicht deklarierte Gefahrgüter in Beförderungseinheiten im Hamburger Hafen geladen oder gelöscht werden. Zuvor fehlte der Wasserschutzbehörde die rechtliche Grundlage, um Container systematisch zu überprüfen, die nicht als Gefahrgut deklariert waren.
Olaf Hagenloch, stellvertretender Leiter der Wasserschutzpolizei Hamburg erinnert in diesem Zusammenhang an ein tragisches Ereignis: «Viele von uns haben den schweren Brand eines Containerschiffes im Jahr 2016 noch vor Augen, als die zahlreichen Einsatzkräfte über mehrere Tage versuchten, das Feuer an Bord zu löschen. Die Ursache des Brandes waren undeklarierte Gefahrgüter». Das zeige, wie wichtig es sei, Gefahrgüter auch als solche zu kennzeichnen. «Durch die KI-Unterstützung haben meine Kolleginnen und Kollegen nun ein innovatives Tool an die Hand bekommen, das sowohl ihre eigene als auch die Sicherheit des Hafens insgesamt deutlich erhöht». Dafür sei man sehr dankbar.
Insgesamt ermöglichen die neu geschaffenen Rahmenbedingungen und die innovative IT-Technologie im Tagesgeschehen eine neue Qualität bei der Gefahrgut-Transparenz.
«In das KI-Projekt starteten wir Anfang 2023 mit finanzieller Unterstützung durch den InnoTecHH-Fonds der Hamburger Senatskanzlei und der technischen Unterstützung von Dakosy», sagt Dreyer. Um undeklariertes Gefahrgut systematisch zu identifizieren, benötigte die Behörde den digitalen Zugriff auf alle export- und importseitigen Sendungsinformationen zu den Containern, die über den Hamburger Hafen umgeschlagen werden.
Stephanie Lützen
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- Geschrieben von: Klaus Koch