Ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich beim diesjährigen Wettbewerb um den IFOY-Award in der Kategorie «Integrated Customer Solutions», in der es um den Erfolg integrierter Gesamtlösungen geht, die Robotflotte von Agilox bei BMW und die Factory 56 von Mercedes.
In Regensburg betreibt BMW eines der modernsten Automobilproduktionswerke in Europa mit einer Gesamtfläche von mehr als 1,4 Mio. Quadratmetern. Pro Tag werden bis zu 1000 Fahrzeuge der 1er-Reihe, X1 sowie X2 ausgeliefert. Im anlässlich des IFOY ins Rennen geschickten Projekt sind 27 Autonome Mobile Roboter (AMR) von Agilox im Einsatz. Nach Unternehmens-Darstellung eine der zurzeit grössten AMR-Flotten im deutschsprachigen Raum für die Versorgung von Produktionslinien im Automotive-Bereich. In einer durchschnittlichen Woche bewegt der Schwarm etwa 2624 t an Material und legt dabei rund 3294 km zurück.
Vor dem Einsatz der Agilox-AMR wurden die Produktionslinien mithilfe von Routenzügen versorgt. Die Bestückung der Pufferlager erfolgte manuell. Stationen konnten nur im Rahmen eines festgelegten Zyklus angefahren und bestückt werden. Im Rahmen eines Pilotprojektes zu Roboter-gestützten Transportlösungen wurde 2017 der erste AMR installiert, nach einer Testphase sukzessive auf eine kleinere Flotte erweitert.
Agilox bei BMW
Jetzt werden die Arbeitsstationen bedarfsgesteuert bestückt. Bei kurzfristigen Bedarfen können Produktionsmitarbeitende einzelne Teile auch individuell in die Bestellliste eintragen. Die Lösung basiert auf einer «X-Swarm Technology», einer Schwarmintelligenz, bei der die Rechenleistung und Materialflussorchestrierung auf die einzelnen Geräte verteilt sind. Dadurch können die einzelnen AMRs miteinander kommunizieren und interagieren. Fällt ein Gerät aus, stellen die restlichen Roboter den Warenfluss sicher.
«Low Cost» aus deutscher Hand
Bei der von Safelog bestückten Factory 56 von Mercedes stellen Fahrerlose Transport-Fahrzeuge in bereits ganz anderen Stückzahlen per Unterfahren der Nutzlast die Produktions-Versorgung sicher. Dort sind es schon 350 AGV (Autonomous Guided Vehicle), die mithilfe einer bei Mercedes intern in Kooperation mit Safelog entwickelten Leitsteuerung im Rahmen einer erklärtermassen einfacheren «Low-Cost-Automatisierung» Bauteile und Komponenten «wie von Geisterhand» an die Fertigungslinien befördern.
Geschäftsführer Mathias Behounek kann sich den Bonmot, dass es sich hier um ein deutsches Qualitätsprodukt «zum Chinesen-Preis» handelt, nicht verkneifen. Eine regelrechte Schwarm-Technologie wollte man sich hier nicht leisten, sondern einfach die Effizienz in der Erledigung wiederkehrender Transportaufgaben vorantreiben. Mit dem Ergebnis, dass der Hersteller solcher AGVs im Grunde natürlich möglichst viele Geräte verkaufen will. Im vorliegenden Fall, so die Beteiligten anlässlich des IFOY-Testcamps in Dortmund unisono, sei das Konzept jedoch so gut gewesen, dass die Anzahl der Robotfahrzeuge in der Flotte durch die geschickt per Software im Leitrechner gesteuerte Arbeitsverteilung schon wieder um 25 Prozent reduziert werden konnte.
Agilox-Ladestation
Ein digitaler Zwilling bietet per Echtzeit-Monitoring-System die Möglichkeit, Standort und Zustand der AGVs jederzeit und sekundengenau im Blick zu behalten. Schnittstellen zum Zentralrechner sichern die IT-Steuerung ab. Mit einer «Ghost-Track-Funktion» kommt ein Tool zum Einsatz, das den Blick zurück ermöglicht – ein historisches Abbild des Shopfloors zu jedem beliebigen Zeitpunkt in der Vergangenheit. Damit lassen sich vergangene Daten nochmals eingehender analysieren, Engpässe und ineffiziente Prozesse identifizieren und verbessern. Damit wird die Ursache von Bandstillständen schnell erkenn- und erklärbar. Rein statistisch gesehen soll es dadurch schon 40 Stillstände der Montagebänder im Jahr weniger gegeben haben – was sich sonst über`s Jahr verteilt auch schnell mal zu Verlusten in Millionenhöhe addieren kann.
Konzernweit sollen bereits über 3000 dieser standardisierten Roboter im Einsatz sein, die dabei unterschiedlichste Versorgungsprozesse bedienen.
(Die hier in loser Reihenfolge vorgestellten IFOY-Nominierungen beruhen auf eigener Inaugenscheinnahme der Geräte, dem Testcamp sowie dem Audit vor Ort, und lassen keinerlei Rückschlüsse auf das Ergebnis der vor der Schlussgala im österreichischen Baden anonymisiert stattfindenden elektronischen Schlussabstimmung der Jury zu).
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- Geschrieben von: Klaus Koch