«Jede gute Geschäftsbeziehung beginnt mit einem persönlichen Gespräch», sagt Messeleiter Michael Ruchty. Dazu dürfte von 25. bis 27. April für über 1500 Aussteller auf dem mit 125.000 Quadratmetern (+ 7 % gegenüber 2022) komplett ausgebuchten Messegelände in Stuttgart wieder reichlich Gelegenheit sein.
Als international grösste Logistikmesse sitzen die Veranstalter der LogiMAT als Arbeitsmesse für direkte Geschäftsabschlüsse der Intralogistik-Branche fest im Sattel. Digitalisierung, Automatisierung und Flexibilität mitsamt dem Feld der Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz werden die bestimmenden Themen sein – sowohl auf Seiten der Entwickler und Anlagenbauer, als auch der Sicht von Unternehmen in Industrie, Handel und Dienstleistung. Entsprechend die aktuelle Nachfragesituation bei intralogistischen Investitionsprojekten. «In volatilem Umfeld», so Markus Schlotter, Managing Director Zentraleuropa des Robotik-Entwicklers Exotec, «wappnen sich die Intralogistiker mit resilienten, flexiblen und ressourcensparenden Lösungen für die Zukunft». Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. «Die Branche insgesamt hat gut zu tun.»
M.Ruchty
Vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Situation steigt der Internationalisierungsgrad der LogiMAT offenkundig. Der Anteil internationaler Aussteller ist laut Angaben von Euroexpo in diesem Jahr auf gut ein Drittel angewachsen. Weiteres Indiz für die zunehmende Internationalisierung: Bei den rund 200 Neuausstellern, die dieses Jahr erstmals nach Stuttgart kommen, liegt der Anteil internationaler Unternehmen bei fast 70 Prozent. «Mit 25 Neuausstellern allein aus Asien, davon 20 aus der Volksrepublik China, erzielen die Unternehmen aus Übersee insgesamt eine Quote von 25 Prozent», fasst Ruchty zusammen. «Wir freuen uns überdies über leichte Zuwächse aus Afrika und Südamerika». Die Entwicklung wird durch erfolgreiche LogiMAT-Ableger in China und Thailand unterbaut.
Fotos: Euroexpo
Im Bemühen um trotz der inzwischen enormen Ausdehung «kurze Wege» sind die zehn Messehallen neu nach Ausstellergruppen gegliedert. Danach präsentiert das stärkste Ausstellersegment, die Systemintegratoren, Maschinen- und Anlagenbauer, sein aktuelles Produkt- und Lösungsspektrum für effiziente Warenflüsse in den Hallen 1 – nebst Galerie –, 3, 5 und 7. «Angesichts steigender Preise rückt dabei auch in Materialfluss und Logistik das Thema Energieeffizienz zunehmend in den Fokus», meint Ruchty. «In allen Hallen zeigen die Aussteller wie Nachhaltigkeit und schonender Umgang mit Ressourcen durch Investitionen in die jüngsten Produktentwicklungen und Lösungen miteinander wirtschaftlich vereinbar und erfolgreich möglich gemacht werden.»
Dabei zählen in punkto Energieeinsparung und Ressourcenschonung Logistik und Intralogistik vielfach zu den Vorreitern – etwa als «Wegbereiter der Circular Economy», wie Johannes Fottner, Lehrstuhlinhaber am Institut für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) der Technischen Universität München (TUM), im Rahmenprogramm der LogiMAT 2023 betitelt. Bereits vor Einsetzen des inzwischen herrschenden Fachkräftemangels sowie kommunaler und rechtlicher Vorgaben etwa bei der Ausweisung von Industrie- und Logistikflächen habe die Branche Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz umfassend betrachtet. Ihr Lösungsspektrum binde neben Recycling und Retrofit, Kreislaufsystemen und Senkung des Energieverbrauchs auch Personaleinsatz und Flächennutzung ein.
Unter solchen Aspekten sind unter anderem kompakte Lager- und Kommissionierlösungen mit Energierückspeisesystem, Schlafmodus bei verringertem Auftragsaufkommen und geringem Energieverbrauch durch Leichtbauweise angekündigt. Die Verwendung von Super Caps sorgt für Energieeinsparungen bei Shuttlerobotern und bei den Flurförderzeugen. So werden bei nahezu allen Herstellern Energierückgewinnungssysteme und Hochfrequenz-Ladetechnik zu sehen sein. Neue, «verbrauchsreduzierte» Ident-Lösungen sowie die Integration von Sensorik und KI-gestützter, industrieller Bildverarbeitung steigern die Transparenz und unterstützen Ressourcen- und Prozesseffizienz. Zudem stellen die Hersteller auf der LogiMAT 2023 die jüngsten Entwicklungen bei Einbindung alternativer Antriebstechniken wie Lithium-Ionen- und Wasserstoff / Brennstoffzellen- Technologie vor.
Die Halle 7 teilen sich die Systemintegratoren, Maschinen- und Anlagenbauer mit den Ausstellern der ergänzenden Produktangebote und Neuentwicklungen aus den Bereichen Handling, Krane, Brandschutz und Sicherheit, Verladetechnik und Tore. Dort erfahren die Messebesucher alles rund um die neuesten Krangarnituren, Turnkey-Anlagen, Verfahrwagen und Etagenheber, Hebe- und Handhabesysteme für unterschiedlichste Lasten sowie Antriebssysteme für unidirektionale, bidirektionale oder omnidirektionale Manövrierfähigkeit.
In Halle 9 und der Halle 10 auf der gegenüberliegenden Südachse des Messegeländes sowie im Freigelände zwischen den Hallen 10 und 8 stellt die internationale Flurförderzeuge-Branche ihre aktuellen Neuentwicklungen und zukunftsorientierten Konzeptstudien vor. Auch in diesem Jahr ist in Stuttgart wieder nahezu die komplette Riege der führenden Hersteller präsent. Das vorgestellte Spektrum der Neuentwicklungen reicht von den jüngsten Staplern, Kommissionierfahrzeugen und Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) über neue Ausstattungsmerkmale wie etwa innovative Alternativen zum Lenkrad sowie Neuentwicklungen bei Fahrerassistenz- und Flottenmanagement-Systemen bis hin zu «Green Performance» und alternativen Antriebstechniken nebst Batterie- und Energiemanagement. Premieren sind angekündigt unter anderem in den Bereichen Schubmast-, Elektro-Gegengewichts- und -Mehrwegestapler, Vertikal-Kommissionierer, Schmalganggeräten und Niederhubwagen.
Enabler für die Erfüllung von Anforderungen der Prozessautomatisierung und Digitalisierung sind die steuernden und analysierenden Informationstechnologien (IT). Die Anbieter von Softwarelösungen für die Intralogistik, zweitstärkste Ausstellergruppe auf der LogiMAT 2023, präsentieren in der Halle 8 zahlreiche Weiterentwicklungen innovativer Funktionalitäten bei Warehouse- und Transport Management Systemen. Zudem werden unter anderem neue leistungsstarke Materialflussrechner, Analysemodule für Geschäfts- und Performance-Daten, eine EDI-Portallösung für Dokumentenaustausch ohne ERP-System, neue Anwendungen aus der Cloud und KI-gestützte Technologie zur Echtzeitanalyse bei der Bilderfassung gezeigt.
FTF und Roboter
Ein weiteres Novum der LogiMAT 2023 betrifft den Bereich der fahrerlosen Transportfahrzeuge (FTF) und der Robotik. «Das Segment entwickelt sich gegenwärtig derart dynamisch, dass wir dafür die Ausstellungsfläche erweitert haben», erklärt Ruchty. «Wir haben den Bereich in die Halle 6 verlagert. Dort steht für die mobilen Förderzeuge und Roboter mit insgesamt 10.500 Quadratmetern mehr als die doppelte Ausstellungsfläche gegenüber dem Vorjahr zur Verfügung». Zu sehen sind dort unter anderem die neuesten stationären und mobilen Pick- und kollaborativen Roboter mit KI-basiertem Bildverarbeitungsprogramm sowie erste vollautonome FTF sowohl für die innerbetrieblichen Transporte als auch für den Aussenbereich. Daneben sind FTF auch als Exponate.
Last but not least belegen Aussteller aus den Bereichen RFID/Auto--ID, Kennzeichnung und Verpackungen/Behälter mit Exponaten ihrer jüngsten Entwicklungen die Hallen 2 und 4 sowie die gesamte Südseite im Eingangsbereich Ost. Dort erwartet die Messebesucher ein Angebotsspektrum, das von weiterentwickelten Kunststoff- und neuen, batterielosen Smart Labels über Scantore für Code-Erfassung «on-the-fly» und Airpop-Verpackungen für den Transport und Versand temperatursensibler Produkte bis hin zu neu entwickelten vollautomatisierten Komplettsystemen von Verpackungsmaschinen für Papiertüten reicht.
Darüber hinaus gibt es im Eingang Ost die Ausstellungsfläche für junge innovative Unternehmen, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Ein weitreichendes, attraktives Rahmenprogramm mit Vortragsreihen von Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, informativen Ausstellervorträge, Live-Events zur Ladungssicherung und das Tracking & Tracing Theatre (T&TT) des AIM-D kommen hinzu.
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- Geschrieben von: Martin Schmid