Kein Schäferstündchen oder «peace keeping», sondern ein rasantes «piece picking» bringt die vollautomatische Stückgut-Kommissionierung von SSI Schäfer durch erweitertes Pick & Place, Objekterkennung per KI, patentierte Greifpunktbestimmung und schonende Produkt-Handhabung voran.
Smarte Kommissionierroboter entwickeln sich zu einem der Ankerthemen in der Intralogistik. Grund sind neben Leistungsaspekten insbesondere steigende Lohnkosten, wie auch der unstrittige Mangel an Fachkräften. Parallel wollen Unternehmen ihre Arbeitsbedingungen verbessern und Personal entlasten. Mensch und Maschine Seite an Seite, übernehmen KI-gesteuerte Assistenzsysteme zusehends repetitive und monotone Tätigkeiten. Damit lassen sich deutlich gesteigerte Pickleistungen bei extremer Kommissioniergenauigkeit und Verfügbarkeit erzielen. «Vor diesem Hintergrund sind einfache Prozesse und Ergonomie bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung von entscheidender Bedeutung», sagt Peter Lambrecht, Verkaufs-Chef der Logistics Solutions bei SSI Schäfer.
SSI Schäfer bietet bekanntlich schon eine praxiserprobte, vollautomatisierte, Robotik-gestützte Lösung für die Einzelteilekommissionierung an, die zudem den Vorgaben an Null-Fehler-Toleranz und eine durchgängige Rückverfolgbarkeit der Waren gerecht wird. Die weiterentwickelte Piece Picking Zelle leistet nun noch weitaus mehr. Sie wurde in Kooperation mit RO-BER, seit einigen Jahren zur Schäfer-Gruppe gehörend, auf eindrucksvolle Weise realisiert und beinhaltet das gebündelte Knowhow aus zahlreichen Projekten.
Fotos: SSI Schäfer
Ergänzend zu «Pick & Drop» wird in weiterer Folge «Pick & Place» als Anwendung lanciert. Ein Verfahren, das besonders schonende Handhabung garantiert, da jeder Artikel so knapp wie möglich über dem Behälter- bzw. Kartonboden abgelegt wird. Es vermeidet Produktbeschädigungen, gleichzeitig lässt sich durch exaktes Platzieren eine optimale Befüllung erreichen. Auch eine Anbindung an Hängefördertechniksysteme steht zeitnah auf der Agenda. Die aus einer vorassemblierten Einheit bestehende Plug & Play-Lösung kann mit manuellen Arbeitsstationen kombiniert werden. Zudem lässt sich die Roboter-Zelle ideal mit energieeffizienter Fördertechnik und flexibler Shuttle-Technologie verknüpfen.
Statt fingerartiger Greifer kommen beim Piece Picking kleinere, kompakte Saugnäpfe zum Einsatz, die jeden Winkel eines Behälters/Kartons erreichen und so auch Kleinstteile ohne Zeitverzögerung sicher greifen. Das beschleunigt den Pickvorgang insgesamt und gleichzeitig ist die Geschwindigkeit an das jeweilige Produkt adaptierbar. Methoden des Machine Learning befähigen die Roboter zudem, mit jedem Zugriff Erfahrungen zu sammeln und aus ihnen zu lernen. So entsteht eine für alle weiteren Roboter verfügbare Wissensdatenbank.
Eine 100-prozentige Produktverifizierung lässt sich durch integrierte Scan- und Wiegefunktionen erreichen. Allein durch das Verwiegen erkennt die integrierte KI bereits während des Pickvorgangs, ob die richtigen Artikel in der angeforderten Menge kommissioniert werden. Bei unerwarteten Ereignissen, etwa wenn ein Barcode per Scan nicht lesbar ist, wird dies ohne Eingriff des Menschen durch eine automatische Fehlerkorrektur gelöst.
Patentierte Technologien
Zusätzlich wird die Prozesssicherheit durch eine beim Piece Picking umgesetzte Optimierung der Leserate mittels Barcode-Detektion erhöht. Die patentierte Pickpunkt-Optimierung sorgt für eine künstliche Verlagerung des Greifpunkts und stellt sicher, dass Barcodes beim Picken nicht verdeckt werden und sich unmittelbar scannen lassen. So soll das System analog zu den GS1-Vorgaben zur Platzierung der Codes in der Lage sein, mindestens 99,5 Prozent der Produkte direkt im ersten Versuch korrekt zu lesen. Was die Pickrate steigert und parallel die Leseraten-Richtlinien im stark regulierten Pharmabereich erfüllt.
Speziell im Pharmasektor deckt die Lösung laut Hersteller-Angaben bereits 80 Prozent des Produktspektrums ab, darunter Waren in kubischen, zylindrischen, tubenförmigen und Blister-Verpackungen. Parallel dazu werde die Produktrange kontinuierlich um weitere Formate aufgestockt.
«Je nach Grösse, Gewicht und Ablagemethode können wir mit unserer Lösung bis zu 1.200 Einzelstücke pro Stunde kommissionieren», sagt Lambrecht. «Unser Piece Picking verbindet modernste Robotik-Technologie mit smartem Machine Learning zu einem intelligenten, nicht nur auf die Herausforderungen von heute, sondern auch von morgen, abgestimmten Gesamtsystem. Die Roboterzelle wird dabei zu einer der leistungsfähigsten und vielseitigsten Applikationen für die automatisierte Einzelstück-Kommissionierung.»
- Details
- Geschrieben von: Klaus Koch