Foto: Predimo
Der IFOY-Organisation zufolge haben 23 Anbieter aus sieben Ländern mit 25 Geräten und Lösungen den Einstieg ins Finale des diesjährigen Intralogistik-Wettbewerbs geschafft. IFOY-Geschäftsführerin Anita Würmser spricht von einem «spektakulären Setting». Die Nominierten treten Ende März im Testcamp an.
«Mit Quick-Commerce, Robotik und KI wird die klassische Lagertechnik immer raffinierter», so Würmser. Sie erwarte ein hartes Ringen der Jury um die sieben Siegertrophäen, die im Sommer in Dortmund vergeben werden.
Im Rennen sind demnach Agilox, Combilift, Continental, Crown, DS Automation, Hikrobot, IdentPro, Jungheinrich, Kemaro, Libiao Robotics, Mobile Easykey, Nimmsta, Raymond, Still, Volume Lagersysteme und Youibot Robotics. Bei den Start-ups gehen 1MRobotics, Loady, ff Fördersysteme, Hunic, Predimo, Sentics und sereact ins Finale.
Fünf Warehouse Trucks
Insgesamt fünf manuell bediente Warehouse Trucks kommen ins Finale, drei im Hochhub- und zwei im Niederhub-Bereich. Darunter der Aisle-Master OP des irischen Herstellers Combilift mit einer Hubhöhe von 12,1 m und 2 t Tragkraft, der die Vorteile eines Schmalgang-Gelenkstaplers und eines Kommissionierers mit dem bekannten Knick-Arm vereint.
Foto: Jungheinrich
Der brandneue SP 1500 des US-Anbieters Crown gewinnt noch vor seiner offiziellen Markteinführung eine IFOY Nominierung. Der vollständig neu entwickelte Kommissionierstapler mit einer Greifhöhe von 11,2 m und Tragfähigkeiten von bis 1,25 t wurde optimiert in Sachen Rundumsicht, Leistung und Geschwindigkeiten.
Zwei Finalplätze konnte sich Still sichern. Der weiterentwickelte Vertikalkommissionierer PXV erreicht 14,5 m Greifhöhe und ist mit zahlreichen Sicherheits- und Komfortfeatures ausgestattet. Grünes Licht gibt die Jury auch für den wendigen Mitgänger-Niederhubwagen EXH 16 desselben Herstellers. Mit einer Tragfähigkeit von 1,6 t eignet sich der Lowlifter vor allem für die Mitnahme auf dem Lkw sowie die Last-Mile-Anwendung.
Foto: Still
Ebenfalls im Finale der Lowlifter-Kategorie steht der US-Hersteller Raymond mit einem 8910 End Rider-Palettenhubwagen. Der Gabelhubwagen mit 3,63 t Tragkraft wurde mit Fokus auf Energieeffizienz entwickelt und kann auf alle denkbaren Einsatzbereiche wie Kühllager, Kaianlagen, das Be- und Entladen oder lange Fahrten zu Umschlagzentren zuschneiden.
Vier AGV und AMR
Ein neuer Agilox ODM (omnidirektionaler Dolly Mover) des gleichnamigen österreichischen Anbieters ist ein intelligenter Logistikroboter für Kleinladungsträger bis 300 kg. Er kommt ohne zusätzliche Infrastruktur oder Navigationshilfen aus. Implementiert ist das erste Fahrzeug in weniger als zwölf Stunden, jedes weitere in nur 15 Minuten.
Foto: sereact
Der AMR IL 1200 von Continental Automotive Technologies kann in Lagerhallen oder Logistikzentren sowie in der Produktionslogistik mit seinem integrierten Hubsystem und verschiedenen Aufbautenoptionen 1200 Paletten bis 1,2 t mit einer Geschwindigkeit von 2 m / s bewegen.
Der Forklift Mobile Robot F4-1000C des chinesischen Hersteller Hikrobot mit einer Tragfähigkeit von 1 t ist eine Alternative zu herkömmlichen Lagerstaplern und eignet sich mit seiner Positioniergenauigkeit vor allem für den 24/7-Einsatz in extrem schmalen Gängen. Unter Kontrolle eines hauseigenen Robotersteuerungssystems (RCS) kooperiert der F4-1000C auch mit anderen Systemen.
Ebenfalls aus China kommt ein Automatic Trolley AT100 von Youibot Robotics, bestehend aus einem brandneuen Assistenz-Kommissionierroboter und einem Flotten-Managementsystem namens YOUIFleet. Die intuitiv bedienbare Kombination aus AMR- und Batch-Kommissionierwagen versorgt Lasten bis zu 100 kg wurde speziell für für Arbeitsabläufe bei Einzelhändlern und Logistikdienstleistern entwickelt.
Abb.: 1mRobotics
Intralogistic Robots
In einer eigenen Kategorie «Intralogistics Robots» punktete bei den Vorausscheidungen das nahezu beliebig skalierbare Kompaktlagersystem PowerCube von Jungheinrich. Es verspricht bei Raumhöhen bis zu 12 m eine viermal bessere Lagerdichte im Vergleich zu Fachbodenregalen. Die leistungsstarken Lithium-Ionen-Shuttles können zwei Behälter gleichzeitig mit je 50 kg aufnehmen. Beim Airrob container handling robotic system des chinesischen Herstellers Libiao Robotics können die Roboter an den Regalen «hochklettern» und Kunststoffbehälter bis 35 kg sortieren und bewegen. Die einfache und kostengünstige Lösung eignet sich vor allem für´s Mikro-Fulfillment.
Volume DIVE von Volume Lagersysteme ist ein raffiniertes robotik-gestütztes Lager- und Kommissioniersystem für Bauhöhen bis 14 m. Der Roboter kann auf jeder Position ohne Heber Behälter aufnehmen und abgeben. Gelagert werden Standard-Eurobehälter sowie Getränkekisten, die sich auch ausserhalb des Systems verwendet lassen. DIVE wurde zwar für den Quick-Commerce entwickelt, wie es heisst, sei aber auch eine Alternative zu energieintensiven AKLs.
Abb.: Sentics
Drei Software-Nominierungen
Ein von Mobile Easykey entwickelter Key Performance Indicator (FFZ-KPI) für Stapler soll als Bestandteil der Software herstellerneutral die Bestimmung der Flotteneffizienz des Fuhrparks mit nur einer Kennzahl und einem optischen Ampelsystem erlauben.
Mit der Fahrzeugsoftware ARCOS ermöglicht der österreichische Anbieter DS AUTOMOTION Geräte wahlweise als Automated Guided Vehicles (AGV) oder Autonomous Mobile Robots (AMR) zu betreiben. Mithilfe einer «Planbaren Autonomie» werden die Vorteile beider Technologien verbunden.
Eine um bis zu 30 Prozent höhere Produktivität verspricht das Warehouse Execution System von IdentPro. Es macht mittels IoT-Sensoren an den Fahrzeugen alle Lagerprozesse im digitalen Zwilling in Echtzeit (RTLS) sichtbar. Die Digitalisierungslösung, die im Innen- und Aussenbereich einsetzbar ist, erreicht eine zentimgenaue Lokalisierung (+/-10 cm) von Gütern und Fahrzeugen.
Foto: Loady
Drei Specials of the Year
Die Light Tags von Nimmsta sind ein neuer Pick-by-Light-Ansatz, der ohne Integrationsaufwand bis zu 80 Prozent mehr Effizienz verspricht. Die Intelligenz steckt in der Industrial Smart Watch, die am Körper getragen wird. Nähert sich der Werker der gewünschten Warenposition, leuchten Smart Watch und Light Tag in der gleichen Farbe und im gleichen Muster.
Mit dem weltweit ersten vollautonomen Trockenreinigungs-Roboter K900 des Schweizer Anbieters Kemaro lassen sich 70 Prozent der Reinigungskosten einsparen, was in einem rund 10.000 Quadratmeter grossen Logistikunternehmen mehr als 37.000 US-Dollar pro Jahr ausmachen kann. Die kompakten Roboter mit integriertem Staubabsaugsystem navigieren mithilfe von Lidar- und 3 D-Sensoren und reinigen selbst härtesten Industrieschmutz.
Stapeln, Scannen und Übertragung der Ergebnisse in beliebige WMS in einem kann die addedVIEW Gabelzinkenkamera mit Scanfunktion von Jungheinrich. Die digitale Full-HD-Gabelzinkenkamera mit integrierter Bildverarbeitungssoftware zur Barcodescannung erkennt selbst in grosser Höhe bereits im Vorbeifahren, ob sich der richtige Barcode vor der Zinke befindet.
Sieben Start-ups
Grünes Licht in der breit gefächerten Start-up-Kategorie bekam das israelische Tech-Unternehmen 1MRobotics mit seinem gleichnamigen Nano-Fulfillment-Center für die letzte Meile im Omnichannel-Handel. Die Roboter-Darkstores werden in Standardcontainern geliefert und sind sofort einsatzbereit.
Das junge deutsche Start-up ff Fördersysteme löst mit seinem patentierten 3D-Förder- und Antriebssystem ein allgegenwärtiges Lagerproblem. Ob Kurven, Rampen, Aufzüge oder Steigungen - die 3D-Kette passt sich dem Raum an und nicht umgekehrt.
Einen Return on Investment (ROI) von sechs Monaten verspricht die KI-Software sereact für autonome Pick-and-Place-Robotik. Was zuvor in einer Simulation trainiert wird, kann innerhalb eines Tages ohne aufwändiges Teach-In in bestehende Systeme eingebunden werden.
Das Münchener Start-up Sentics geht mit dem ersten optischen, KI-basierten Echtzeit-Lokalisierungssystem Ortls für industrielle Anwendungen in die Schlussrunde. Infrastruktursensoren identifizieren Stapler, Personen und Maschinen und stellen die Informationen Flottenmanagern, aber auch autonomen Transportfahrzeugen zur Verfügung.
Foto: Hunic
Mit der ComputerMyoGraphie von Predimo steht ein Instrument zur Bewertung von Arbeitsplätzen im Hinblick auf Ergonomie und Prozesseffizienz im Finale. Mithilfe einer cloudbasierten Software und 17 IoT-Sensoren über der Kleidung, lässt sich an einem digitalen menschlichen Zwilling visualisieren, welche Muskeln und Gelenke bei der Arbeit besonders belastet sind.
Mit der Software-as-a-Service-Lösung Loady geht das gleichnamige Start-Up als zentrale Vorproduktdatenbank mit standardisierten Informationen für das Be- und Entladen an Industriestandorten ins Finale.
Eine Nominierung geht auch an das passive Exoskelett SoftExo Lift von Hunic. Die extrem leichte Hebe- und Traghilfe entlastet nach einem Federprinzip die Bein- und Rückenmuskulatur beim Heben und Tragen von Lasten um bis zu 21 Prozent.
Testcamp Ende März
Die Innovationen der IFOY Finalisten stehen im Testcamp Intralogistics am 29. und 30. März zum Ausprobieren und in Demonstrator-Version für Besucher bereit. Vergeben werden die begehrten Trophäen im Sommer. Bis dahin bleiben die endgültigen Resultate und wer am Schluss in der jeweiligen Kategorie nach Ansicht der Jury die Nase vorn hat, geheim – sowohl für die Finalisten als auch für die Öffentlichkeit.
LogisticsInnovation.org wird in loser Reihenfolge über die besonderen Features der jeweils Nominierten berichten.
Die Finalisten 2023 auf einen Blick
• AGILOX: AGILOX ODM
• Combilift: Aisle-Master OP
• Continental Automotive Technologies: AMR IL 1200
• Crown: SP 1500
• DS AUTOMOTION: ARCOS
• HIKROBOT: F4-1000C
• IdentPro: Warehouse Execution System
• Jungheinrich: addedVIEW Gabelzinkenkamera mit Scanfunktion
• Jungheinrich: PowerCube
• Kemaro: Trockenreinigungs-Roboter K900
• Libiao Robotics: Airrob container handling robot system
• Mobile Easykey: FFZ-KPI
• NIMMSTA: Light Tag
• Raymond: Raymond 8910 End Rider Pallet Truck
• STILL: STILL PXV
• STILL: STILL EXH 16
• Volume Lagersysteme: Volume DIVE
• Youibot Robotics: Automatic Trolley AT100
Kategorie Start-up of the Year
• 1MRobotics: 1MRobotics
• Loady: Loady
• ff Fördersysteme: 3D-Förder und Antriebssystem
• HUNIC: SoftExo Lift
• Predimo: ComputerMyoGraphie
• Sentics: optical real time locating system (ORTLS)
• sereact: KI-Software sereact
- Details
- Geschrieben von: Klaus Koch