Dass auf der führenden Intralogistikmesse in Stuttgart Andrang herrscht, ist nichts Neues. Diesmal war das Gedränge so gross, dass in Halle 3 und 6 schon zum Auftakt kein Durchkommen mehr war. 1610 Aussteller aus 40 Ländern liessen es «brummen». Schwierig für die Jury, ein «Bestes Produkt» auszumachen. 

Aus über 120 eingegangenen Bewerbungen – und über 100 Innovationen, die anlässlich der Messe ihre Erstauftritte hatten - gelang es dann doch noch, drei würdige Preisträger herauszufiltern, die in der LogiMAT-Arena von Johannes Fottner, Ordinarius des Lehrstuhls für Fördertechnik Materialfluss Logistik der TU München gewürdigt wurden: Ein innovativer Pickroboter, der als Weltneuheit die Aufträge in den Lagergängen kommissioniert, eine Verpackungsmaschine die passgenau je nach Anforderung an das zu verpackende Produkt Kartonagen oder Umschläge fertigt und eine KI-Sprachsteuerung für WMS Systeme.

Die Preisträger. Fotos: Koch

In der Kategorie «Kommissionier-, Förder-, Hebe-, Lagertechnik» ging der Preis an das slowakische Unternehmen Brightpick / Photoneo. Weil deren Autopicker als der weltweit erste autonome mobile Kommissionierroboter für die Auftragsabwicklung gelten darf, der Aufträge direkt in den Lagergängen kommissionieren und konsolidieren kann. Dabei reicht die Bandbreite von ungekühlten und gekühlten Lebensmitteln bis hin zu Arzneimitteln, medizinischen Geräten, verpackten Waren, Kosmetika, Elektronik, Kleidung in Polybeuteln und mehr.

 


 

Der Autopicker hat ein patentiertes Design mit zwei Behälterplätzen. Dadurch kann er Lagerbehälter aus dem Regal nehmen und einzelne Artikel daraus in einen benachbarten Auftragsbehälter geben, der sich am Roboter befindet.
Der Roboter arbeitet mit Standardregalen und -behältern, ist laut Unternehmens-Angaben innerhalb weniger Wochen einsatzbereit und reduziert die Kommissionierarbeit um 98 %.

Brightpicker
In der Kategorie «Identifikation, Verpackungs- und Verladetechnik, Ladungs-Sicherung» ging der Preis an ein CMC CartonWrap Duo. Die erste auf dem Markt erhältliche Maschine, die im selben Arbeitsablauf sowohl formatgerechte Kartons, als auch Umschläge entsprechend den Abmassen der zu verpackenden Artikel herstellt. Das Konzept reduziert den Verbrauch von Wellpappe im Vergleich zu herkömmlichen Technologien um bis zu 50 % und benötigt bis zu 70 % weniger Klebstoff.
Der Prozess beginnt mit dem Scannen des zu verpackenden Artikels unter Einsatz innovativer Scantechnologie. Auf der Grundlage der ermittelten Masse entwirft und erstellt die Maschine aus einer Endlosrolle Wellpappe eine Schachtel oder für dünnere Artikel einen Umschlag in Sondergrösse. Sie schneidet, faltet und versiegelt die Pappe, um die gewünschte Form zu erhalten.

LEApedia

In der Kategorie «Software, Kommunikation, IT» ging der Preis an die erste bidirektionale Open AI-Sprachsteuerung für Warehouse Management Systeme namens «LEApedia»
Dort reagiert ein intelligenter Chatbot auf Befehle und Fragen in natürlicher Sprache. Über eine intelligente Suchfunktion kann der Benutzer mit natürlicher Spracheingabe auch nach Begrifflichkeiten oder Prozessbeschreibungen suchen, um sich im System leichter und schneller zurechtzufinden.
Der Chatbot biete Mitarbeitenden die Möglichkeit, sofort Antworten auf Fragen zu Prozessen, Fachterminologien, Systemkonfigurationen und mehr zu erhalten, erklärt Alexander Edelmann vom Hersteller «Logistics Reply» anlässlich der Pressekonferenz.
Weiterer «Gag»: Das Programm erkenne nicht nur Eingabefragen in natürlicher Sprache (a la «do legst di nieder» (bayerisch); es antworte auch in natürlicher Sprache,
sagt Edelmann, und verzichte auf Fachchinesisch. «Das beschleunige auch die Einarbeitung neuer Mitarbeitender».

CMC CartonWrap

Insgesamt scheinen sich die Entwicklungen zu überschlagen, wie vor versammelten Pressevertretern auch Michael ten Hompel – neben der Ankündigung, dass er in den Ruhestand geht – zu prophezeien wagt: Insgesamt sei es unausweichlich, dass alles bewältigende und selbst völlig neue Vorgänge erschaffende Bildverarbeitung und solche KI-gestützten Sprachmodelle drauf und dran seien, ein gänzlich neues Abbild der Welt in Szene zu setzen. Ähnlich dem «Deus ex Machina», dem aus dem Griechischen entlehnt und lateinisch übersetzten «Gott aus der Maschine». Der Begriff vom «Meta»-Universum scheint hier insofern passend. Niemand werde mehr mühsam etwas von Hand programmieren müssen, weil KI hier helfend einspringen werde, zitiert er Nvidia-CEO Jensen Huang.Bis Ende des Jahrzehnts, so ten Hompel, werde es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine «Super-KI» geben, die alles Bisherige in den Schatten stellen und in der Lage sein werde, selbständig zu agieren. Ten Hompel: «In zurückliegenden Jahren haben wir Digitale Zwillinge unserer realen Welt erstellt. Künftig wird sich es umgekehrt sein: Wir werden die Realität digital entwerfen, und dann die Welt danach gestalten».

LogiMAT/K.Koch


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