A.Koch, D.Kuhn
Steigende Energiepreise, Fachkräfte-Mangel und knappe Flächen stellen die Branche weltweit vor neue Aufgaben. Was bedeutet das für Intralogistik-Spezialisten wie die Ferag? Andreas Koch, Head of operational Business, und Produkt-Manager Dieter Kuhn sehen mehrere Aspekte.
Trotz leichten Post-Covid19-Lockdown-Dellen bleibt die E-Commerce-Nachfrage auf hohem Niveau. Die Herausforderung bei vielen Anbietern: Viele neue Kunden mit immer kleineren Aufträgen. Mittelständische Handelsunternehmen wollen deshalb weg von manuellen Prozessen. Aber: Logistische Prozesse sind nicht das Kerngeschäft der Händler. Sie brauchen Unterstützung. «Manuelle Systeme stossen heute schnell an ihre Grenzen», weiss Andreas Koch, Head of operational Business bei der Ferag.
Automatisierung assoziieren die meisten Unternehmer meist mit Komplexität, hohen Energiekosten, einem Neubau und langwierigen Anläufen. «Gerade das Energiethema schlägt aktuell voll zu. Die Antwort der Marktbegleiter ist meist ähnlich. Energieeffiziente Motoren und Antriebssysteme entlasten die Bilanz. Aber ganz ehrlich - das sind heute keine Unterscheidungsmerkmale mehr am Markt. Was aus unserer Sicht wirklich den Unterschied macht: Unsere Technologien basieren auf dem reibungslosen Rollenprinzip statt auf gleitender Bewegung».
Dadurch werde die Anzahl der nötigen Antriebe auf ein Minimum reduziert. «Im Hängefördersystem Skyfall nutzen wir die Schwerkraft für den Antrieb der Fördereinheiten», bekräftigt Dieter Kuhn, Produkt-Manager des Schweizer Unternehmens.
Systeme kombinieren
Trotzdem: Die Jobportale wimmeln nur so vor Stellenanzeigen in der Logistik. «Viele versuchen gerade händeringend Personal zu akquirieren, damit die Pakete das Lager irgendwie verlassen. Da ist bei vielen echte Not. » An der Automatisierung des Materialflusses kommen sie jedoch nicht vorbei, darin ist sich die Branche einig. Es schlägt die Stunde der einfachen, modularen, skalierbaren und energieeffizienten Lösungen.
«Es geht um die Kombination von Systemen. Der Kunde muss nicht alles neu bauen, Prozesse anders aufsetzen, sondern wir müssen gemeinsam die richtigen Prozesse entwickeln“, erklärt Koch. So kombinieren die Schweizer ihren Skyfall-Taschensorter zum Beispiel mit einem Shuttle-Lager oder mit einem Autostore-System. «Wir reduzieren Lagerbewegungen, erzielen Effizienzgewinne und auch automatische Systeme profitieren, denn diese fahren oft schon an der Auslastungsgrenze. Mit Skyfall entlasten wir Prozesse und schaffen Reserven für das Lagersystem», verspricht Dieter Kuhn. Durch die Kombination von automatischen Lager-Systemen mit einem Skyfall-Taschensorter etwa steige die Effizienz, indem Lagertransporte und Auslagerungszyklen reduziert werden. «Um das zu belegen, setzen wir im Vorfeld der Realisierung auf ein digitales Abbild der Anlage und simulieren künftige Materialflüsse. Viele Kunden erkennen, dass sie ihre Prozesse ganzheitlich denken müssen. Der isolierte Einsatz eines Roboters oder von AMRs helfen da nicht sofort weiter. Das wissen viele unserer Anwender auch.»
Abb.: Ferag AG
Das klingt nach grossen Investitionen – abschreckend für Mittelständler. «Die Modularität unserer Anlagen ermöglicht Automatisierung auch auf kleinsten Räumen. Wir brauchen keine zusätzlichen Quadratmeter, weil wir unter der Decke arbeiten. Wir integrieren uns unkompliziert in die Systeme des Kunden. » Eine Anbindung von AMRs sei problemlos möglich. Noch ein unangenehmes Thema: der Flächenfrass. Dieter Kuhn: «Jeder Quadratmeter versiegelt Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Wir setzen deshalb wo immer möglich auf Systeme, die unter dem Hallendach installiert werden und so die zur Verfügung stehenden Bereiche dank der 3D-Fähigkeit optimal ausnutzen. » Viele Gemeinden schreiben kaum noch Logistikflächen im Gewerbegebiet aus, weil viele Bürgerinnen und Bürger zwar schnelle Lieferung des E-Commerce-Shops erwarten, aber das Lager nicht in der Nachbarschaft haben wollen. «Wenn der Mittelständler erst neu bauen muss, dann hat er wirklich ein grosses Problem. Deshalb gewinnen die Retrofit-Projekte gerade so stark an Bedeutung», fügt Koch hinzu.
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- Geschrieben von: Klaus Koch