Foto: S-Bahn Berlin

Nachdem Stadler kürzlich die Erweiterung seines Standorts in Berlin feierte, absolvierten jetzt die ersten zehn neuen S-Bahn-Kompositionen ihren Fahrgast-Probebetrieb. Seit Januar bewähren sich die gemeinsam mit Siemens produzierten Züge der Baureihe 483/484 mit einer Verfügbarkeit von mehr als 99 Prozent.

Die Züge fahren jetzt im Regelbetrieb. Die Serienfahrzeuge, heisst es, werden planmässig ab 2022 auf der Linie S46 eingesetzt. Berlins S-Bahn-Chef Peter Buchner: «Die neuen Züge haben sich sowohl im Februar bei Flugschnee als auch an den ersten heissen Tagen im Sommer als zuverlässig erwiesen». Ausserdem kämen sie sowohl bei den Fahrgästen als auch beim Personal ausgeprochen gut an. Die enge Zusammenarbeit mit den Herstellern und das «sinnvollerweise vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg geforderte umfangreiche Testprogramm» hätten sich voll ausgezahlt.

In einem neuen Gemeinschafts-Unternehmen mit Siemens Mobility ist Stadler bei der S-Bahn Berlin Konsortialführer und hat den mechanischen und wagenbaulichen Teil der Konstruktion und Fahrzeugproduktion übernommen, darunter die Klimatisierung und die Montage aller Komponenten. Siemens verantwortet den elektrischen Anteil, der das Antriebs- und Bremssystem, die Bordnetzversorgung, Fahrzeugsteuerung, Zugsicherungs- und Fahrgastinformationssystem sowie die Drehgestelle der Fahrzeuge umfasst.

«Die Züge bieten unter anderem mit der Klimatisierung auch deutlich mehr Fahrgastkomfort», sagt Jure Mikolcic, CEO von Stadler Deutschland. Albrecht Neumann, CEO im Gemeinschaftsunternehmen mit Siemens Mobility lobt, dass die neue S-Bahn für Berlin «den Fahrgast-Probebetrieb ausgezeichnet und schnell absolviert» habe.

Erst Anfang Juli war gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, dem Schweizer Botschafter in Deutschland, Paul R. Seger, sowie weiteren Gästen aus Politik und Wirtschaft die Übergabe der pünktlich fertiggestellten Fertigungs- und Inbetriebsetzungshalle nebst Bürogebäuden und firmeneigenem Betriebsrestaurant gefeiert worden. In einem zweiten Bauabschnitt wird auf dem Firmengelände ein Logistikzentrum errichtet. Die Investitionen mit einem Volumen von rund 70 Mio. Euro seien ein klares Bekenntnis zum Standort Berlin und schaffe die idealen Voraussetzungen für die Abwicklung von Grossaufträgen.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller: «Was wir hier in Pankow im Werk von Stadler erleben, ist eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen. Und es ist die Fortsetzung eines Wirtschaftswunders, das im beschaulichen Bussnang im Osten der Schweiz seinen Anfang nahm, und heute weltweit Massstäbe im Schienenverkehr setzt. Als Stadler zehn Jahre nach der Wende einen alteingesessenen, aber bedrohten Standort übernahm, ahnte niemand, dass zwei Jahrzehnte später ein derart florierender Standort mit fast 1500 Mitarbeitenden aufwachsen würde». Die Schienenverkehrstechnik als eine der Wachstumsbranchen der Hauptstadtregion sei wichtig für Berlin als Standort, für die Hauptstadtregion und für die Mobilitätswende.

Foto: S-Bahn Berlin / Chr.Flechtner

Auf zusätzlichen 24000 Quadratmetern Gesamtfläche erstreckt sich der Anbau an das bestehende Stadler-

Werk in Berlin-Pankow. 16000 Quadratmeter davon sind allein der statischen Inbetriebsetzung und der Montage von Schienenfahrzeugen vorbehalten. Innerhalb von weniger als 30 Monaten wurden das neue Gebäude sowie die Anbindung an den bestehenden Gleisanschluss geplant und errichtet.

«Durch den Neubau können wir am Standort Berlin Produktionskapazitäten von bis zu 500 fertigen Wagen im Jahr erzielen und sind so bestens für die Abwicklung anstehender Grossaufträge aufgestellt», so Jure Mikolčić.

Neben 106 Fahrzeugen für die S-Bahn Berlin werden am Standort nach gegenwärtiger Auftragsperspektive bis zu 1500 Wagen für die Berliner Verkehrsbetriebe sowie 55 Batterie-Fahrzeuge für den Einsatz in Schleswig-Holstein entwickelt und gefertigt.

In einem 2. Bauabschnitt soll bis Ende 2024 das geplante Logistikzentrum entstehen. Stadler Deutschland ist einer der grössten industriellen Arbeitgeber Berlins. In Berlin-Pankow werden alle Produkte des Produktportfolios für den deutschen Markt sowie Strassen- und Stadtbahnen für den Export entwickelt, gefertigt und montiert. Stadler Deutschland wurde im Jahr 2000 als Joint Venture mit Adtranz gegründet – und das Werk mit seinen damals 197 Mitarbeitern damit vor der Schliessung gerettet. Seit 2015 ist die in Pankow konstruierte und hergestellte Baureihe IK im Berliner U-Bahn-Netz unterwegs. 2020 konnte Stadler Deutschland die bislang grösste Ausschreibung in der Geschichte der Berliner Verkehrsbetriebe für sich entscheiden. Die ersten Fahrzeuge der neuen U-Bahnbaureihe J/JK sollen im vierten Quartal 2022 für Testfahrten zur Verfügung stehen.

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